Herzlich willkommen zu einem hoffentlich nützlichen Beitrag! Heute geht es um die Coloration unserer Stempelmotive. Manche von euch nutzen Bunt- oder Aquarellstifte, andere Copics und wieder andere – so wie ich – lieben es, die Motive mit Aquarellfarben zu colorieren. Neben den Farben spielt auch das richtige Papier eine große Rolle, deshalb möchte ich in diesem Beitrag drei beliebte Aquarellpapiere vergleichen und euch mitteilen, welches sich am besten zum Stempeln eignet.
Bitte beachtet, dass dieser Vergleich nicht genormt ist und daher rein subjektiv nach meiner Wahrnehmung ausfällt. Meine verwendeten Farben waren nach dem Mischen nicht immer zu 100% genau gleich. Trotzdem sollten die colorierten Stempelmotive für den Vergleich ausreichen.
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Meine Anforderungen an das richtige Aquarellpapier
Jeder von uns, der schon einmal Stempelabdrücke mit Aquarellfarben coloriert hat, weiß: Papiere verhalten sich sehr unterschiedlich. Manche saugen die Farbe zu schnell auf, andere nehmen nur ungern Farbe an und wieder andere bilden unschöne Farbränder. In meinem (unserem) Fall geht es in erster Linie darum, kleine und mitunter filigrane Motive zu colorieren, deshalb unterscheiden sich meine Anforderungen von „normalen“ Aquarellmalern, die das Papier großflächig und oftmals mit viel Wasser nutzen.
Struktur
Die Struktur spielt für mich eine große Rolle. Sie sollte nicht zu grob sein, denn ich habe keine Lust, das Motiv mit der Stempelhilfe 5x einzufärben und abzustempeln oder womöglich mit dem Fineliner nachzuhelfen. Weiterhin möchte ich auch filigrane Stempelmotive gut colorieren können – daher möchte ich, dass sämtliche Linien scharf abgebildet werden. Somit bevorzuge ich eine möglichst feine Struktur.
Preis
Das Papier soll qualitativ gut sein, gleichzeitig möchte ich aber kein Vermögen dafür ausgeben, also ich zumindest nicht. Da ich jedoch ein neugieriger Mensch bin, habe ich natürlich schon viele teure Papiere getestet und somit kann ich euch vorab sagen, dass teures Aquarellpapier nicht unbedingt besser ist.
Testkriterien
Stempeln
Damit der Vergleich möglichst aussagekräftig wird, habe ich alle drei Aquarellpapiere unter denselben Bedingungen getestet. Die Stempelabdrücke habe ich mit wasserfester Stempelfarbe (Archival Ink) gestempelt, damit die Konturen beim Colorieren nicht verwischen.
TIPP: Versafine eignet sich nur bedingt! Stempelabdrücke mit Versafine Clair Stempelkissen neigen dazu, beim Kontakt mit Wasser auszufransen. Ich schwöre daher auf Archival Ink (Werbung).
Coloration
Für die Colorationen habe ich jeweils folgendes Material verwendet:
- Aquarellpinsel von Da Vinci Serie 374, die mit dem grünen Stil (Werbung)
- Aquarellfarben von Schmincke, Serie Horadam (Werbung)
Was habe ich getestet?
- Farbauftrag: wie gut lässt sich die Farbe auftragen?
- Farbaufnahme: Wie sehr „verschluckt“ das Papier die Farbe? ( = mehr Farbe erforderlich)
- Farbverlauf: Wie gut lassen sich Farbverläufe verblenden, z.B. bei Hauttönen?
- Leuchtkraft: Strahlen die Farben nach dem Trocknen oder wirken sie stumpf und matt?
Ich habe mich bei der Bewertung für ein Punktesystem entschieden und vergebe jeweils +++ für ein sehr gut, ++ für gut (durchschnittlich) und + für eher schlechte Ergebnisse.
Test: Welches Aquarellpapier eignet sich zum Stempeln?
Papier #1 – Hahnemühle Square Watercolor, satiniert
Das Papier bekommt man als Block mit 15 Blatt im Format von 10,5 × 10,5 cm. Meiner Meinung nach eine gute Größe, um die gängigen Motive nach dem Colorieren noch rund ausstanzen zu können. Die Grammatur beträgt 300 g/m². Die Oberfläche ist sehr glatt, da heißgepresst (hot pressed). Das ist ideal, wenn man sehr filigrane Motive abstempeln möchte.
Farbauftrag: +
Ich war ehrlich gesagt total enttäuscht, als ich mit der Coloration begann. Da ich das Gesicht immer zuerst „ausmale“, fiel mir sofort auf, dass die Farbe nicht komplett aufgenommen wurde, sondern sich um die Augen kleine helle Ränder bildeten. Nach mehrmaligem Farbauftrag verschwanden die Ränder.
Farbaufnahme: +
Die Farbe zieht sehr schnell ein und wird vom Papier „verschluckt“. Der erste Farbauftrag verblasst sehr.
Farbverlauf: ++
Hat man genug Farbe auf dem Papier, lässt sie sich recht gut verblenden, auch wenn man etwas sorgfältiger arbeiten muss. Für Anfänger finde ich es eher schwer, gleichmäßige Farbverläufe hinzubekommen.
Leuchtkraft: +++
Ja, man kann durchaus leuchtende Farben erzielen, aber dafür ist viel mehr Farbe nötig als auf anderen Papieren. Das bedeutet mehr Kosten und auch mehr Zeit beim Colorieren, da man die Coloration für ein leuchtendes Ergebnis immer wieder mit neuer Farbe sozusagen nachholen muss.
Gesamtergebnis: Von mir bekommt das Papier keine Empfehlung, obwohl man darauf wirklich perfekt stempeln kann.
Papier #2 – Canson Montval 300g
Das Canson gibt es in verschiedenen Größen und Grammaturen. Ich weiß noch ganz genau, dass ich das Papier mit 200g als erstes Aquarellpapier für meine Stempelabdrücke verwendet habe. Das ist ca. 15 Jahre her und ich war damals recht zufrieden. Zeit also, dass ich mir das 300g Papier schnappe und teste.
Farbauftrag und Farbaufnahme: +++
Das Papier nimmt die Farbe sehr gut an. Sie zieht recht schnell ein, bildet jedoch keine Ränder – sehr gut! Alle Farben lassen sich problemlos wieder auf dem Papier anlösen. Das bedeutet einerseits, dass man kleine Missgeschicke gut korrigieren kann – andererseits aber auch, dass man bei der Verwendung von zwei oder mehr Farben ein bisschen vorsichtig sein muss, um keine Unregelmäßigkeiten auf der Farbfläche zu haben.
Farbverlauf: +++
Die Farben lassen sich gut verblenden. Auch mehrere Farben sind kein Problem. Als Nachteil könnte man dem Papier die leichte Anlösbarkeit bereits getrockneter Farben ankreiden, aber wenn man sich dessen bewusst ist, stellt es kein Problem dar. Für Anfänger ist das Papier sehr gut geeignet.
Leuchtkraft: ++ bis +++
Ich finde die Leuchtkraft der Farben vollkommen in Ordnung. Nicht so, dass ich begeistert aufspringen würde, aber von stumpf oder matt sind sie weit entfernt. Wenn man keinen Vergleich hat, ist das Ergebnis richtig gut. Allerdings habe ich das Gefühl, dass man doch einmal öfter ins Näpfchen greifen muss, um eine ordentliche Sättigung hinzubekommen. Das ist aber laaange nicht so schlimm wie beim Hahnemühle Square.
Gesamtergebnis: Von mir bekommt das Papier auf jeden Fall eine Empfehlung, es ist mit rund 8€ pro Block recht günstig. Auf dem Papier kann man super stempeln.
Papier #3 – Aquapad von Clairefontaine
Das Aquapad habe ich letztens im Tedi entdeckt. Der kleine A6 Block mit 50 Blatt kostet dort 6 €, was ich sehr günstig finde. Größere Blöcke (A5 mit 50 Blatt für 10 € usw.) sind ebenfalls verfügbar. Das Aquapad hat eine Grammatur von 300g und eine sehr feine Struktur, etwas feiner und ganz anders als die vom Canson Montval 300g.
Farbauftrag und Farbaufnahme: +++
Auch dieses Papier nimmt die Farbe sehr gut an. Die Farben ziehen recht schnell ein und trocknen gefühlt schneller als auf dem Canson Montval, bilden jedoch keine unschönen Ränder. Die Farben lassen sich meiner Meinung nach nicht ganz so leicht wieder auf dem Papier anlösen, aber es geht. Das gefällt mir gut.
Farbverlauf: +++
Die Farben lassen sich sehr gut verblenden. Auch mehrere Farben sind kein Problem. Wenn man eine zweite Farbe in die noch nasse Fläche gibt, verläuft sie hervorragend. Das funktioniert gerade beim Schatten setzen sehr gut. Auch dieses Papier eignet sich hervorragend für Anfänger, die mit der Coloration von Stempelmotiven beginnen möchten.
Leuchtkraft: +++
Ich finde die Leuchtkraft der Farben super. Wo ich mich beim Canson Montval gefragt habe, ob ich vielleicht doch noch eine Farbschicht auftragen sollte, habe ich hier das Gefühl, dass die Farben sofort gesättigter sind. Die Leuchtkraft finde ich sehr gut und die Kontraste entstehen auch ohne den Pinsel zwei- oder dreifach ins Näpfchen zu tauchen. Ich bin begeistert!
Gesamtergebnis: Von mir bekommt das Papier unbedingt eine Empfehlung. Momentan ist es mein neues Lieblingspapier für meine Aquarell-Colorationen.
Fazit
Hier seht ihr noch einmal alle drei Motive im direkten Vergleich:
Damit hoffe ich, dass ich die Frage „Welches Aquarellpapier eignet sich am besten zum Stempeln?“ heute beantworten konnte. Wie ihr seht, macht das richtige Papier den Unterschied zwischen „Ich muss was colorieren“ und „Juhu, ich erwecke meine Motive zum Leben“. Momentan begeistern mich diese beiden Papiere am meisten:
- Canson Montval 300 g (€) – robust und preiswert mit guter Leuchtkraft der Farben
- Clairefontaine Aquapad (€) – beste Leuchtkraft der Farben, schönste Papierstruktur
Ihr habt also die Qual der Wahl: mit beiden Varianten werdet ihr zufrieden sein – mein persönlicher Favorit ist das Aquapad von Clairefontaine, weil es sich für mich noch ein bisschen besser anfühlt als das Canson Montval. Es ist mein neues Lieblingspapier für meine Colorationen.
Rechts: Aquapad
Vielleicht decken sich eure Erfahrungen mit meinen oder ihr findet sogar euer neues Lieblingspapier? Habt ihr evtl. eine brandheiße Empfehlung? Schreibt es mir unbedingt in die Kommentare. Danke!
Gerne stelle ich euch nach und nach weitere Aquarellpapiere vor, die ihr für eure Stempelabdrücke verwenden könnt. Schaut gerne wieder rein oder folgt meinem Blog (kostenfreier Newsletter).
Wenn ihr noch mehr Inspiration, hilfreiche Tools und Tipps rund ums Stempeln sucht, schaut unbedingt mal in meiner Rubrik Stempelzubehör vorbei. Dort findet ihr alles von Papierschneidern über Kleber bis hin zu praktischen DIY Hilfsmitteln!
Für heute verabschiede ich mich von euch. Bleibt kreativ, Heike.


Oh wow, Heike! Was eine aufwendige und ausführliche Anleitung! Mega genial, super interessant und so gut verständlich! Ich danke dir und sollte ich endlich mal zu viel Zeit haben, werde ich mich daran mal versuchen!
LG Svenja
Oh ja liebe Svenja, du solltest es unbedingt probieren! Es gar nicht soooo unterschiedlich zum Colorieren mit Buntstiften. Falls du mal einen Testbogen Papier brauchst, schicke ich ihn dir gerne zu, meld dich einfach! 🙂 LG Heike
Das liest sich alles so interessant. Danke für die Erfahrungen. Ich habe leider trotzdem nicht das Händchen für dieses wunderschöne, leuchtende Colorieren. Bei Dir bekommen die Motive, und das sind nicht nur die Magnolias, echt Leben eingehaucht. Alles strahlt nur so.
Danke jedenfalls für den sehr interessanten, kurzweiligen Bericht.
Bleib Du auch gesund.
LG die hippe
Danke! Mit ein bisschen Übung bekommst du das auch hin – auch wenn du es selbst nicht glaubst. Ich freue mich, dass der Beitrag für dich interessant war und schicke dir liebe Grüße zurück!